
Die Mitgliedslabore des ALM e.V. unterstützen die Versorgungsforschung
Die Arbeitsgruppe Versorgungsforschung des ALM e. V. wertet anonymisierte Daten der ALM-Mitgliedslabore zu aktuellen Fragen in der Patientenversorgung wissenschaftlich aus.
ALM – Akkreditierte Labore in der Medizin e.V.
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ALM aktuell 10/2019
Mit Dr. Klaus Reinhardt steht zum ersten Mal ein niedergelassener Hausarzt an der Spitze der Bundesärztekammer (BÄK). Im Interview spricht er über seine Ziele im Amt, ärztliche Freiberuflichkeit, Kommerzialisierung der Medizin und was es für Ihn persönlich bedeutet, Arzt zu sein.
Dr. Klaus Reinhardt, neuer Präsident der Bundesärztekammer, im Interview
ALM e.V.: Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Reinhardt, zu Ihrem neuen Amt. Mit Ihnen ist erstmals seit Jahrzehnten ein niedergelassener Hausarzt an der Spitze der BÄK. Welcher Impuls geht von dieser Wahl aus?
Dr. Klaus Reinhardt: Vielen Dank. Aber lassen Sie mich gleich zu Beginn eines klarstellen: Ich vertrete die Interessen aller Ärztinnen und Ärzte in Deutschland, nicht die Partikularinteressen irgendeiner Gruppe innerhalb der Ärzteschaft. Gleichwohl halte ich es für gut, dass jemand an der Spitze der Bundesärztekammer steht, der selbst ärztlich tätig ist und die Versorgungswirklichkeit aus eigener Erfahrung kennt. Und dass es sich, nachdem die letzten Präsidenten ja alle aus dem stationären Sektor kamen, jetzt um einen Hausarzt mit eigener Praxis handelt, ist sicherlich kein Nachteil.
Welche kurz- bis mittelfristigen Zielen verfolgen Sie in Ihrem neuen Amt?
Entscheidend ist das langfristige Ziel. Und da erscheint es mir besonders wichtig, dass Ärzte endlich wieder Zeit für ihre Patienten haben. Denn jede Minute, die ein Arzt mit dem Ausfüllen von Formularen verbringt, fehlt ihm für Diagnostik und Therapie, für die persönliche Zuwendung und das Patientengespräch. Diese Vergeudung wertvoller Arztzeit ist gerade vor dem Hintergrund des Ärztemangels fatal. Daher hat der Abbau von Bürokratie für mich die höchste Priorität. Mehr Zeit für den Patienten, das heißt aber auch, dass wir das Honorarsystem neu justieren müssen.
Wie wird sich das Bild des Arztes und seiner Tätigkeit im ambulanten wie stationären Bereich zukünftig verändern?
Die Digitalisierung verändert praktisch jeden Lebensbereich. Sie wird auch vor dem Gesundheitssystem nicht Halt machen. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten. Fernbehandlungen, Gesundheits-Apps, Telemedizin sind hier nur einige Stichworte. Ein weiteres ist Big Data, also die Auswertung riesiger Datenmengen zu Forschungszwecken und zur Versorgungssteuerung. Davon kann die Wissenschaft enorm profitieren.
Klar ist aber auch: Algorithmen dürfen nicht über Therapien entscheiden. Das ist und bleibt die Aufgabe des Arztes. Wichtig ist, dass wir als Ärzte diese Entwicklung aktiv mitgestalten, und zwar mit dem klaren Primat einer guten gesundheitlichen Versorgung. Wir dürfen das Thema Digitalisierung nicht den Internetgiganten überlassen. Es muss um das Patientenwohl gehen, nicht um Profite.
Im Zusammenhang mit dem TSVG wurden in der Gesundheitspolitik die Themen „Ökonomisierung der Medizin“, „Nutzen von MVZ und MVZ-Strukturen für die Versorgung“, „Macht von Investoren“ und auch „Angestellte Ärztinnen und Ärzte“ intensiv, kontrovers und bisweilen auch sehr emotional diskutiert. Wie werten Sie diese Diskussion? Und was muss getan werden, damit es eben nicht zu einer Ökonomisierung der Medizin kommen kann?
Es versteht sich von selbst, dass wir Ärzte wirtschaftlich handeln und vernünftig mit den Geldern der Versicherten umgehen müssen. Die große Gefahr liegt in der Kommerzialisierung der Medizin. Die wird übrigens von der Politik schon seit Jahrzehnten forciert.
„Die große Gefahr liegt in der Kommerzialisierung der Medizin (...) auf Kosten der ärztlichen Unabhängigkeit und der Patientensicherheit.“
Das führt dazu, dass Investoren und Controller mehr und mehr versuchen, Einfluss auf medizinische Entscheidungen zu nehmen – auf Kosten der ärztlichen Unabhängigkeit und der Patientensicherheit. Die Übernahmewelle durch Fremdinvestoren bei den MVZ ist dafür ein aktuelles Beispiel. Die Politik muss endlich umdenken und eine klare Grenze zwischen ärztlicher und gewerblicher Tätigkeit ziehen. Der Patient ist kein Kunde und Gesundheit keine Ware.
In den politischen und innerärztlichen Diskussionen wird der Begriff Freiberuflichkeit häufig mit dem der Selbständigkeit deckungsgleich verwendet. Wie sehen Sie das? Was macht Freiberuflichkeit für Sie als Arzt und Vertreter der Deutschen Ärzteschaft aus? Was ist hier die künftige Aufgabe aus der Sicht der Ärzteschaft?
Freiberuflichkeit bedeutet die Unabhängigkeit des Arztes bei medizinischen Entscheidungen, begründet auf ethischen Normen und Werten bei hoher fachlicher Kompetenz. Die Freiberuflichkeit ist also kein Selbstzweck, sie ist das Fundament der Vertrauensbeziehung zwischen Arzt und Patient.
„Die Freiberuflichkeit ist kein Selbstzweck, sie ist das Fundament der Vertrauensbeziehung zwischen Arzt und Patient.“
Ob angestellt oder niedergelassen, das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Ich sehe mit größter Sorge, dass das hohe Gut der Freiberuflichkeit immer mehr unter Druck gerät. Durch Wettbewerb, Deregulierung und Kommerzialisierung, durch immer mehr staatliche Lenkung und sozialrechtliche Fesseln. Hier müssen wir entschieden dagegenhalten und uns klar zur Freiberuflichkeit und zur ärztlichen Selbstverwaltung bekennen.
Sie setzen sich sehr für den Erhalt der Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie als ärztliches Fach im Kanon der fachärztlichen Disziplinen ein. Dafür danken wir Ihnen. Wie wird sich Ihrer Auffassung nach das Berufsbild des Laborarztes und Mikrobiologen weiterentwickeln?
Labormedizin und Mikrobiologie sind extrem wichtig für die Diagnosestellung. Daher wird ihr Stellenwert in Zukunft eher noch zunehmen. Das hängt nicht zuletzt mit dem Innovationsschub durch die personalisierte Medizin zusammen. Ich sehe hier ein enormes Innovationspotenzial für die Labormediziner und Mikrobiologen.
Was bedeutet es für Sie persönlich, Arzt zu sein?
Ich stamme aus einer Arztfamilie. Dadurch habe ich schon früh mitbekommen, was diesen Beruf so besonders macht. Kranken Menschen dabei helfen, wieder gesund zu werden – einen schöneren und sinnvolleren Beruf kann ich mir nicht vorstellen.
Die Arbeitsgruppe Versorgungsforschung des ALM e. V. wertet anonymisierte Daten der ALM-Mitgliedslabore zu aktuellen Fragen in der Patientenversorgung wissenschaftlich aus.
Digitalisierung, innovative Therapien, Personalisierung der Medizin: Das Gesundheitswesen entwickelt sich seit Jahrzehnten in rasanter Geschwindigkeit und wird zum Transformationsmotor einer ganzen Nation. Bei all der Euphorie, dem Streben nach höchster Evidenz und größtmöglicher Effizienz sollte man eines nicht vergessen: Medizin ist zuallererst für den Menschen da!
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