ALM aktuell 10/2022

Laborrobotik — eine mögliche Antwort auf den Fachkräftemangel?

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Kollege Roboter schiebt die Spät- und Nachtschicht. Was vor kurzem noch nach Zukunftsmusik klang, ist in manchen Kliniklaboren bereits angekommen. Welche Möglichkeiten bietet diese Form der Automatisierung in Bezug auf den Fachkräftemangel und die Versorgung ländlicher Regionen?

Dr. med. Michael Praus | Markus Praus

Der Mangel an Fachkräften in der Laboratoriumsmedizin ist bereits seit vielen Jahren spürbar. Besonders in ländlichen Regionen stellt die Fachkräftesuche eine große Herausforderung dar. Darüber hinaus sind attraktive Arbeitsbedingungen, wie flexible Arbeitszeiten und eine gesunde Work-Life-Balance für Arbeitnehmer wichtiger denn je. In der Praxis muss jedoch auch in ländlichen Regionen die stationäre 24-Stunden-Notfallversorgung sichergestellt werden.

Für das Personal in den meist kleineren Kliniklaboren sind Nachtschichten und Bereitschaftsdienste die Konsequenz. Während der Corona-Pandemie war es zudem notwendig, mit Kapazitätsanpassungen flexibel auf das aktuelle Infektionsgeschehen zu reagieren. Neben Materialengpässen stand hier der Faktor Fachpersonal im Mittelpunkt, um die Versorgung sicherzustellen.

Laborrobotik zur Entlastung der Fachkräfte von Routinearbeiten

Seit 2018 mit diesen Problemstellungen konfrontiert, wurde ein Robotersystem entwickelt, das seit Ende 2020 an den beiden Kliniklaborstandorten des Diagnosticum in Adorf und Schöneck in Betrieb genommen wurde mit dem Ziel, das Fachpersonal vor Ort in den Spät- und Nachtschichten zu ersetzen. Inzwischen erfolgt die Notfallversorgung beider Häuser rund um die Uhr vollautomatisiert.

Nach der elektronischen Laborüberweisung durch das Klinikpersonal und der Übergabe der Probe in der vorgesehenen Station übernimmt der programmierte Roboterarm die weiteren Arbeitsschritte: Entnahme aus der Übergabestation, Scannen der Proben, Be- und Entladen der Zentrifuge, Öffnen der Probenröhrchen, Platzierung in den Analysegeräten sowie die Bedienung der Geräte. Die Roboterarme decken dabei einen weiten Arbeitsbereich ab, bleiben präzise in der Ausführung und sind auch für den kleinen und höheren mittleren Labordurchsatz geeignet. Die technische Validation erfolgt durch eine Kolleg*in in einem dauerhaft besetzten Labor. Nach der Freigabe werden die Messergebnisse elektronisch zur anfordernden Krankenhausstation übermittelt.

Weiterentwicklung der Roboterautomation im Labor

Aus der bereits realisierten Idee der Laborautomation entstand das Unternehmen Diabots. Ein Schwerpunkt in der Kommerzialisierung dieses neuen Systems ist die Anbindung von Analysegeräten verschiedenster Hersteller, um eine variantenreiche, kundenorientierte Vielfalt von Labormedizintechnik-Anbietern in den Laboren gewährleisten zu können.

Neben der Implementierung stationärer und mobiler Laborroboter entwickelt Diabots Systemlösungen zum Einsatz in weiteren Bereichen der Laboratoriumsmedizin. So wird derzeit an einem unterstützenden Einsatz der Industrieroboter im Routinelabor mit mittlerem und höherem Durchsatz gearbeitet. Dies könnte die Lücke zwischen dem Automationsbedarf vieler Kliniklabore und den verfügbaren Vollautomationen im Sinne von sogenannten Laborstraßen schließen und eine preisgünstige sowie flexible Alternative darstellen.

Zu den Autoren:

Dr. med. Michael Praus ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Mitglied der Geschäftsleitung von Diagnosticum.

Markus Praus ist Geschäftsführender Gesellschafter (CEO) der Diabots GmbH.

In dieser Ausgabe

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