Fokusveranstaltung des ALM zur Zukunft der Labordiagnostik in Berlin

Vorschläge für Innovation und Qualität in der Patientenversorgung – und eine konzertierte Aktion zu Diabetes

Wie können Innovationen für den Patienten nutzbar gemacht werden? Und wie kann die Labormedizin dazu beitragen, die knappen Ressourcen im Gesundheitswesen schonend und zielgerichtet einzusetzen? Über diese und andere Fragen diskutierten Expertinnen und Experten am Montag bei der Fokusveranstaltung der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. zur Zukunft der Labordiagnostik in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 

„Wir finden gemeinsam Antworten für das Versorgungsgeschehen und wollen den wichtigen medizinischen Bereich Labor aktiv mitgestalten“, sagte Dr. Gerald Wiegand, Geschäftsführer des ALM. Hierbei spiele die Indikationsqualität, eines der Schwerpunktthemen der Veranstaltung, eine wichtige Rolle. Dr. Wiegand stellte in diesem Zusammenhang auch die „E-Health-Agenda Labor“ des Verbandes und einen eigens zu diesem Thema entwickelten Newsletter vor. 

Die Labormedizin könne einen großen Beitrag dazu leisten, die Qualität der Versorgung zu verbessern. „Da, wo Labordiagnostik eine Rolle spielt, ob zur Leitlinienentwicklung oder Qualitätssicherung, da sind auch Laborfachärzte mit einzubeziehen”, erklärte Dr. Michael Müller, Vorstandsvorsitzender des ALM e.V.. Selbst bei Verlagerung in den ambulanten Bereich und an den Point of Care mahnte Müller: „Im Mittelpunkt steht immer der Patient – egal, wo die Laborversorgung stattfindet. Diese sollte flächendeckend und bedarfsgerecht sein und ausschließlich unter fachärztlicher Verantwortung. Qualität, Service und Verfügbarkeit der Labormedizin sollten überall gleich gut sein. Die weitere Standardisierung von Labormethoden verbessert die Vergleichbarkeit der Versorgung in allen Bereichen, von der Selbstmessung des Patienten über die patientennahe Diagnostik in der Arztpraxis oder Ambulanz bis hin zum Facharztlabor.“ 

Ein weiterer Schwerpunkt des Programms war in diesem Jahr die Diabetes-Labordiagnostik. Hier zeigte Prof. Dr. Theodor Koschinsky, wo aus medizinscher Sicht die Herausforderungen von Fortschritt und Qualität in der Labordiagnostik liegen: Der Markt der Glukose-Selbstmessung sei ein enormer Wachstumsmarkt für die Hersteller, berichtete der Diabetologe. Doch nicht alles, was mit einem CE-Kennzeichen auf den deutschen Markt gekommen sei, erfülle auch im Nachhinein die Kriterien. Koschinsky mahnte: „Wir müssen weg davon, dass wir alleine der Industrie vertrauen, dass sie schon CE-Qualität über die Dauer abliefert.” Seine Forderung: Hersteller sollten die Daten zu Qualität und Sicherheit im Internet veröffentlichen. Der Diabetes-Experte schnitt ein zweites wichtiges Thema an: Die Präzisionsmedizin. Erfolge wie in der Onkologie seien auch in der Diabetologie zu erwarten, so Koschinsky. Doch während es in den USA die „Precision Medicine Initiative“ gebe, hinke Deutschland hier immer noch hinterher. Die Stratifizierung und Personalisierung sei gerade im Bereich der Diabetologie ein wichtiges Thema und ein Zukunftsfeld für die Labordiagnostik: „Diese neuen Methoden sind allerdings nur in einem durch Fachärzte geführten Labor durchführbar.“ 

Dr. Regina Klakow-Franck, seit 2012 Unparteiisches Mitglied im G-BA, berichtete von Ihren Erfahrungen zum Thema Indikationsqualität und zu Innovationen im Gesundheitssystem: Auf der einen Seite böten die exponentiell zunehmenden diagnostischen Maßnahmen den Vorteil der zielgerichteten Therapie, „die Schattenseite ist aber, dass vieles zu schnell in den Markt kommt und oft auch nicht qualitätsgesichert ist.“ Ihre Idee sei es deshalb, innovative Diagnostik an Zentren zu testen. 

Was die Optimierung der Indikationsqualität anbelangt, stellte Klakow-Franck die verschiedenen Möglichkeiten und Maßnahmen und damit verbundenen Erfahrungen – über die Leitlinien der Fachgesellschaften, vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegte Zweitmeinungsverfahren und Qualitätsindikatoren – bis hin zu Qualitäts-Zu- und Abschlägen auf Vertragspartnerebene dar. Besonders beachtenswert sei die internationale Initiative „choosing wisely”, über die „im Spannungsfeld zwischen stetiger Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten und begrenzten Ressourcen gute Entscheidungen zur Allokation getroffen werden sollen“. Ein noch besserer Weg sei für sie aber das deutsche Pendant „Gemeinsam klug entscheiden“. „Ich verspreche mir viel davon, den Patienten in die Indikationsstellung miteinzubeziehen“, sagte die Gynäkologin. „Patientenbeteiligung ist das A und O auf dem Weg zu mehr Adhärenz!“

Dietrich Monstadt, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages, und selbst insulinpflichtiger Typ-2-Diabetiker, warb für die Einführung und Umsetzung einer Nationalen Diabetesstrategie: „Die Selbstverwaltung alleine wird das schwerwiegende Problem von immer mehr Diabetikern nicht alleine lösen können.“ Nach neuesten Prognosen gehe man bis 2030 von 20 Millionen Betroffenen in Deutschland aus: „Jeder Vierte ist dann an Diabetes erkrankt.” Um diese Herausforderung zu bewältigen, brauche es bessere Daten, bessere Versorgungsmöglichkeiten, eine präzisere Diagnostik und zielgerichtete Therapien. „Vor allem aber müssen wir Diabetes aus der Schmuddelecke holen und eine konzertierte Aktion starten. Wir müssen Diabetes endlich als eine der der bedeutendsten nichtübertragbaren Erkrankungen wahrnehmen“, so Monstadt. 

Über die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V.

ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzt*innen, rund 500 Naturwissenschaftler*innen und etwa 25.000 qualifizierten Mitarbeiter*innen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland.

Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).

Die Aus- und Weiterbildung des ärztlichen und technischen Personals ist ein wesentlicher Aspekt ihrer täglichen Arbeit, um langfristig die zuverlässige Versorgung von Millionen von Patienten sicherstellen zu können. Der Verein strebt eine kollegiale Zusammenarbeit mit der gemeinsamen Selbstverwaltung, den medizinischen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Vereinen an, um gemeinschaftlich die Zukunft der Labore in der medizinischen Diagnostik in Deutschland zu gestalten.

Pressekontakt

Geschäftsstelle

Akkreditierte Labore in der Medizin – ALM e.V.
HELIX HUB
Invalidenstraße 113
10115 Berlin

Telefon: 030 403 688 4000
E-Mail: kontakt@alm-ev.de
www.alm-ev.de

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