Wie sieht die Zukunft des Arztberufes aus? Können angestellte Ärzte frei handeln? Was bedeutet Freiberuflichkeit überhaupt? Diesen Fragen stellten sich am Montag die Referentinnen und Referenten der 5. Fokusveranstaltung der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. Und am Ende war man sich einig: Die Freiberuflichkeit eins Arztes hängt nicht davon ab, ob er in Niederlassung oder in Anstellung arbeitet.

„Wichtig ist, dass der Arzt selbst in seiner Entscheidung frei bleibt, das für den Patienten Beste zu tun“, betonte Prof. Giovanni Maio, Medizinethiker von der Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg. „Es ist gut und wichtig, dass wir uns als Berufsverband der Fachärzte im Labor dieser Frage stellen“, sagte Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V. bei der Begrüßung zur Fokusveranstaltung, zu der über 100 Gäste aus Politik, Selbstverwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft in die Landesvertretung Rheinland-Pfalz gekommen waren. „Wir wollen bei dieser wichtigen Diskussion mitreden und wichtige Impulse setzen.“

Prof. Giovanni Maio, Dr. Michael Müller (Fotograf: axentis/Georg Lopata)
Prof. Giovanni Maio, Dr. Michael Müller (Fotograf: axentis/Georg Lopata)

Einen neuen Impuls setze der fachärztliche Berufsverband auch, indem er drei junge Fachärzte aus dem Labor filmisch und auf der Bühne vorstellte: Dr. Philipp Demmer, Facharzt für Humangenetik bei IMD in Potsdam, Lukas Wagner, Weiterbildungs-assistent im MVZ Labor 28 in Berlin und Franziska Wiebesiek, Fachärztin für Laboratoriumsmedizin im MVZ Diamedis in Bielefeld. „Ich empfinde die Arbeit als angestellter Arzt sogar als freier, weil ich mehr Möglichkeiten habe und mich zum Beispiel um Abrechnungsfragen nicht kümmern muss“, sagte Dr. Philipp Demmer. Franziska Wiebesiek genießt „die maximale Entlastung von nicht-ärztlichen Tätigkeiten. Das empfinde ich als sehr frei. Denn ich kann mich fast ausschließlich mit medizinischen Fragestellungen befassen und habe so indirekt sehr viel Zeit für die Patienten.“ Lukas Wagner meinte: „Die jungen Ärzte wollen sich bewusster für ihre Fachrichtung und die Form, in der sie arbeiten, entscheiden.“ Letztlich bekräftigten die drei jungen Ärzte unisono: „Wir arbeiten angestellt – und gerade deswegen sehr frei!“

„Der beste Arzt ist der, bei dem sich der Patient gut aufgehoben fühlt“, stellte denn auch Dr. Florian Reuther, Verbandsdirektor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV), fest. Und das sei keine Frage von „niedergelassen oder angestellt“, sondern der Einstellung, so Dr. Reuther. Michael Weller, Politikchef des GKV-Spitzenverbandes bestätigte, es gehe letztlich darum, „gute Versorgungsstrukturen aus Sicht des Patienten zu organisieren“ – und da müsse man auch über neue Versorgungsmodelle nachdenken. Stephan Pilsinger, CSU, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages betonte, Anspruch der Politik müsse es sein, für jeden Arzt die passende Art der Berufsausübung zu ermöglichen. Prof. Andrew Ullmann, FDP und ebenfalls Mitglied des Gesundheitsausschusses plädierte dafür, statt über das Wo und Wie der Berufsausübung die großen „Unwuchten“ im System zu beheben.

Dr. Ellen Lundershausen, Kevin Schulte (Fotograf: axentis/Georg Lopata)
Dr. Ellen Lundershausen, Kevin Schulte (Fotograf: axentis/Georg Lopata)

Keinen Grund zum Streiten gab es für die beiden Streitgesprächs-Kontrahenten, Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Kevin Schulte, Gründer des Bündnisses Junge Ärzte. Dr. Ellen Lundershausen sprach sich dafür aus, „dass es alle Facetten in der Berufsausübung geben darf, sofern sich der Arzt an die Kriterien der Freiberuflichkeit hält.“ Kevin Schulte betonte, letztlich gehe es darum, das Spannungsverhältnis zwischen bestmöglicher Versorgung und ökonomischen Zwängen aufzulösen „sodass ich als Arzt für meine Patienten da sein kann, ohne dass ich Probleme mit einer Entscheidung bekomme, die ich im Sinne des Patienten treffe.“ Hierfür gelte es, die Rahmenbedingungen zu schaffen und zu bewahren.

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