Wer macht künftig Medizin – Menschen oder Maschinen? Ärzte oder Algorithmen? Unter diesem Motto findet heute die Fokusveranstaltung des Verbandes der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. statt. Passend zur aktuellen Diskussion um eine vermeintliche Ökonomisierung der Medizin fordert der 1. Vorsitzende des ALM e.V. Dr. Michael Müller eine Rückkehr zur Sachlichkeit: „Im Mittelpunkt muss doch eine gute Versorgung der Patienten stehen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass durch die Zunahme der Zahl an Medizinischen Versorgungszentren die Versorgung schlechter geworden ist“, so der Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Ganz im Gegenteil: „Viele Betreiber von MVZ gehen genau dorthin, wo sich einzelne Ärzte sonst nicht mehr niederlassen wollen!“
So hänge die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung und die Bildung von größeren Facharztlaboren eben damit zusammen, dass die Labormedizin ein fachärztlicher Bereich mit hohen medizinisch-fachlichen, aber auch logistischen und technischen Anforderungen sei, die heutzutage besser durch Kooperationen und Vernetzungen bewältigt werden könnten. „Nur so schaffen wir es, dass trotz des enormen Kostendrucks eine im weltweiten Vergleich qualitativ führende, flächendeckende und ärztlich wie im Service leistungsstarke Versorgungsstruktur entstanden ist“, so Müller.
Wer behaupte, dass durch diese so entstandenen effizienten Strukturen die Qualität der ärztlichen Leistung leiden würde, spiegele falsche Tatsachen vor. ALM-Vorstandsmitglied Späth: „Für den dauerhaften Erfolg einer Praxis wie auch eines von privaten Investoren finanzierten MVZ-Unternehmens steht schließlich die kontinuierliche Qualität der medizinischen Leistung und die fachärztliche Beratung der rund 100.000 Haus-und Fachärzte für eine sinnvolle Diagnostik zum Wohl des Patienten an oberster Stelle. Für diesen Erfolg ist die Wahrung der Freiberuflichkeit eine entscheidende Voraussetzung.“ Das ärztliche Berufsrecht und das Vertragsarztrecht ließen auch etwas Anderes gar nicht zu. Umgekehrt lege beispielsweise das Wirtschaftlichkeitsgebot im Vertragsrecht jedem niedergelassenen Kassenarzt die Pflicht zu kostenbewusstem Handeln auf. „Diese Wirtschaftlichkeit wird heute in eher größeren Facharztlaboren, ob unabhängig oder in einem Verbund organisiert, erreicht.“
Jedes Facharztlabor, betont Müller, sei zudem ärztlich geleitet. So sei die Unabhängigkeit ärztlicher Entscheidungen jederzeit sichergestellt. Ohnehin sei die Diskussion um eine Ökonomisierung der Medizin eine Schimäre: „Denn ökonomisch betrachtet, wird nur derjenige Arzt, der dauerhaft wirklich gute Medizin zum Nutzen der Patienten leistet, am Ende auch wirtschaftlichen Erfolg haben. Dies gilt für den einzelnen Arzt in seiner Praxis genauso wie für ein größeres Medizin-Unternehmen.“