Die gesundheitspolitischen Positionen des ALM e.V.

Labormedizin als Konditionalfach für die Patientenversorgung in Deutschland erhalten

Präambel

Das deutsche Gesundheitswesen und die hier gewährleistete Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung sind international angesehen und führend. Auch in Zeiten der COVID-19-Pandemie gehen von Deutschland wichtige Impulse aus: Die Methode zum labordiagnostischen Nachweis von SARS-CoV-2 mittels PCR und auch der erste Impfstoff gegen SARS-CoV-2 wurden in Deutschland entwickelt.

Erfolgsfaktoren für die hohe Anerkennung der Medizin „Made in Germany“ sind die gesetzlich verankerte (fach-)ärztliche Verantwortung für die Inhalte und Abläufe in der Diagnostik und Behandlung, ein flächendeckender, ausreichender Zugang zu stationärer und insbesondere ambulanter Versorgung sowie eine breite Trägerstruktur in den Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Dies gilt für alle medizinischen Disziplinen – und ganz besonders für den Bereich der Laboratoriumsmedizin, die als „Konditionalfach“ in der medizinischen Versorgung bei Prävention wie auch Diagnostik und gerade bei „maßgeschneiderten Therapien“ in der individualisierten Medizin eine wichtige Rolle spielt.

In der COVID-19-Pandemie wurden Stärken der in Deutschland etablierten fachärztlichen Laborstrukturen für eine rasche, bedarfsgerechte, effiziente und insbesondere auch qualitätsgesicherte Labordiagnostik deutlich. Mit der Innovationskraft und Leistungsfähigkeit der diagnostischen Labore in der ambulanten und stationären Versorgung ist es gelungen, innerhalb weniger Monate den Bedarf an für die Pandemieeinschätzung und -bewältigung erforderlicher Diagnostik zu entwickeln, aufzubauen und der Dynamik des Infektionsgeschehens entsprechend anzupassen. Dazu gehörten auch die Weiterentwicklung der diagnostischen Möglichkeiten bis zur Erkennung der besorgniserregenden Varianten (VoC) und die Beteiligung an der Erarbeitung von Lösungsstrategien in Expertengremien auf Bundes- und Landesebene.

Das gilt es zu erhalten und mit Blick auf künftige Herausforderungen noch weiter zu verbessern.

Die Leistungsfähigkeit der fachärztlichen Labore in Deutschland für eine gute Versorgung

1. Wertschätzung

Die Labormedizin ermöglicht die Teilhabe der Bürger*innen an einer angemessenen, umfassenden und individuellen medizinischen Versorgung einschließlich der Prävention. Die Versorgung von Patient*innen mit labormedizinischen ärztlichen Leistungen ist demnach wichtige Voraussetzung einer verantwortungsvollen Gesundheitsversorgung.

Die Zusammenarbeit der Fachärzt*innen im Labor mit den ärztlichen Kolleg*innen in Praxis und Klinik ist wichtiger Impulsgeber und sorgt so ganz besonders für eine stets aktuelle und der Entwicklung der Medizin angepasste Indikationsstellung und Auswahl der richtigen diagnostischen Strategie und Therapie.

Die fachärztlichen Labore haben für ihre außerordentliche Leistung zur Einschätzung und Eindämmung der COVID-19-Pandemie ein hohes Maß an Anerkennung und Wertschätzung erhalten, was die Motivation und Leistungsbereitschaft der mehreren zehntausend Beschäftigten gefördert hat.

Wir danken für die Anerkennung der besonderen Stellung der Labordiagnostik im Bereich der „diagnostischen Medizin“. Sie ist von der Patientenselbstmessung über praxisnahe Sofortdiagnostik bis hin zum fachärztlichen Labor nahezu universell verfügbar und bei mehr als jedem dritten Arzt-Patienten-Kontakt für das weitere diagnostische oder therapeutische Handeln relevant.

Die Pandemie hat außerdem gezeigt, dass die Laboratoriumsmedizin als fester Bestandteil aller Pandemiepläne eine wichtige Rolle im Bereich der Prävention und von Public Health einnimmt.

2. Stabile und verlässliche Rahmenbedingungen

Die unmittelbaren Erfahrungen aus der Pandemie und darüber hinaus aus der dynamischen Entwicklung der diagnostischen Medizin in Richtung „Companion Diagnostics“ und „individualisierter Therapiesteuerung“ bestätigt die Bedeutung der etablierten effizienten Strukturen im Be-reich der Labordiagnostik für die Versorgung. Sie sind zu erhalten und im Sinne der Sicherung einer bestmöglichen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung weiterzuentwickeln – denn sie sichern eine gute wohnortnahe und patientenorientierte Versorgung mit fachärztlichen Laborleistungen.

Dazu gehört die vielfältige Struktur von fachärztlichen Laboren von der Gemeinschaftspraxis über Verbundstrukturen bis hin zu überregional tätigen leistungsstarken Unternehmensstrukturen, die über die im SGB V vorgesehene ebenso vielfältige Trägerstruktur abgebildet wird.

Freiberuflichkeit der ärztlichen Tätigkeit, ärztliche Gesamtverantwortung für die Medizin mit und aus dem Labor heraus und Interdisziplinarität kennzeichnen die Medizin von morgen. Das gilt es zu stärken. Die Labormedizin trägt dazu bei, Ressourcen im Gesundheitswesen zu schonen und Labordiagnostik bedarfsgerecht bereitzustellen. Dabei begründen eine ausgeklügelte Logistik und der professionelle Einsatz digitaler Instrumente auch in strukturschwachen Regionen Qualität und Sicherheit für eine patientenorientierte Versorgung. Ja, noch mehr: In Zeiten der Pandemie hat sich bewiesen, wie wichtig das flächendeckende Netz an fachärztlich geführten Laboren ist: effektiv, effizient und erfolgreich im Sinne der bestmöglichen Versorgung der Patient*innen.

Diese fachärztlichen und modernen Strukturen gilt es zu erhalten und noch weiter zu stärken. Denn eine schnelle und präzise Diagnostik ermöglicht die unverzügliche Entscheidung für eine bedarfsgerechte Therapie für die Patient*innen.

Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen bedingt die Planbarkeit der Ressourcen, Kostenerstattungen und Honorare für die Ärzteschaft und Gesundheitswirtschaft. Dabei ist darauf zu achten, dass die Beschlüsse zur Finanzierung der ärztlichen Leistungen sowie Kostenerstattung auf der Grundlage der im SGB V vorgesehenen betriebswirtschaftlichen Kalkulationen transparent und nachvollziehbar getroffen werden. Die Ausgestaltung der Finanzierung der Patientenversorgung ist frei von Budgets am medizinischen Bedarf auszurichten und hat die bestehenden gesetzlichen Anforderungen an fachärztliche Labore als bestehende kritische Infrastrukturen zu berücksichtigen.

Qualitätsindikatoren in und für die Leistungserbringung können dabei Orientierungspunkte sein. Im Bereich der fachärztlichen Labordiagnostik sind umfassende Qualitätssicherungsmaßnahmen gesetzlich etabliert. Die Reform der Gebührenordnung für Ärzt*innen mit sach- und leistungsgerechten Honoraren für die ärztliche Laboratoriumsmedizin ist abzuschließen.

Effektiv, effizient und erfolgreich im Sinne der bestmöglichen Versorgung der Patient*innen

Diagnostische Medizin mit und aus dem Labor ist eine Grundvoraussetzung für eine gute Medizin.

3. Erhalt der diagnostischen Fachgebiete als fachärztliche Profession

Die medizinische Versorgung ist in erster Linie interdisziplinär ausgerichtet und wird durch Haus- und Fachärzt*innen in Klinik und Praxis verantwortet, in allen ärztlichen Fachgebieten unter Einschluss der dia-gnostischen Medizin. Auch hier hat die COVID-19-Pandemie gezeigt, dass die Aufhebung des Arztvorbehaltes für die Erbringung von diagnostischen Leistungen im Wesentlichen nicht dazu beigetragen hat, die Pandemie einzudämmen. Der in der Pandemie erleichterte Zugang zur Leistungserbringung auch für nicht fachärztliche Leistungserbringer hat gezeigt, dass dies zulasten der Qualität gehen kann.

Diagnostische Medizin mit und aus dem Labor heraus ist eine Grundvoraussetzung für eine gute Medizin, die in fachärztlicher Gesamtverantwortung wesentlich zu einer hohen Qualität und Sicherheit in der Versorgung der Bevölkerung beiträgt. Die fachärztliche Labordiagnostik hat somit den Stellenwert eines Konditionalfachs in der Medizin.

4. Ausbildung nichtärztlicher Fachkräfte

Eine moderne Medizin ist nur möglich im Zusammenspiel der für die medizinische Versorgung arbeitenden Berufe. Die Reform des MTA-Gesetzes ist ein wichtiger Baustein für die Stärkung der Attraktivität der Assistenzberufe in der Medizin.

Der Bedarf an nichtärztlichen Fachkräften für die sich dynamisch entwickelnde dia-gnostische Medizin erfordert attraktive Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten mit herausfordernden Entwicklungsmöglichkeiten für die junge Generation. Hierzu gehört auch die Förderung der Durchlässigkeit der verschiedenen medizinnahen Assistenzberufe sowie vor dem Hintergrund der fortschreitenden Automatisierung einiger Methoden eine Überprüfung, für welche Tätigkeiten welche Qualifikation benötigt wird. Dies gelingt durch entsprechende Finanzierung und Förderung der hierzu erforderlichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen auf Landes- und Bundesebene.

5. Digitalisierung

Die COVID-19-Pandemie hat den noch erheblichen Nachhol- und Verbesserungsbedarf in der Digitalisierung des Gesundheitswesens durch Verbesserung der Interoperabilität, Standardisierung von Datenstrukturen und Datenkommunikation, Ausbau von Datennetzen mit hoher Datenübertragungsrate und besonderer Datensicherheit zum Schutz vor externen Angriffen und einem ausgewogenen Datenschutz offengelegt.

Die fachärztlichen Labore sind in der Patientenversorgung Vorreiter in der Entwicklung, Etablierung und auch Unterstützung von digitalisierter Kommunikation zwischen ihnen und Arztpraxen, Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen im Gesundheitswesen. Die bereits initiierten Projekte und Entwicklungen sind rasch voranzutreiben und auf der Grundlage gemachter Erfahrungen weiter zu verbessern.

Vorreiter in der Entwicklung, Etablierung und Unterstützung digitalisierter Kommunikation

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