Datenauswertung des ALM e.V. zur SARS-CoV-2-Testung der Labore in KW 34 zeigt erneut steigende Testzahlen

Rasche Fokussierung der Nationalen Teststrategie jetzt notwendig – fachärztliche Labore sind am Limit

Die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. halten eine Anpassung der Teststrategie für Reiserückkehrer, wie gestern in der Schaltkonferenz der Landesminister mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt, für dringend erforderlich. Kostenlose Corona-Tests für Urlauber bei der Einreise nach Deutschland soll es demnach nach Ende der Sommerreisesaison nicht mehr geben. Außerdem soll die erst kürzlich eingeführte Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten abgeschafft werden. „Hier reicht es keinesfalls, das Ende der Sommerferien abzuwarten“, sagt Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V. und mahnt: „In Berlin sehen wir beispielsweise gerade jetzt eine deutliche Steigerung der Testzahlen – und das, obwohl die Schule hier bereits vor zwei Wochen wieder begonnen hat.“

Die Zahlen sprechen für sich: Die wöchentliche Datenanalyse des ALM e.V., an der bundesweit 153 Labore, davon etwa ein Drittel außerhalb des Verbands, teilgenommen haben, zeigt in der vergangenen 34. Kalenderwoche erneut einen drastischen Anstieg der SARS-CoV-2-PCR-Tests – und zwar auf 889.815 (+17 Prozent). Der Rückstau an Tests am Montagmorgen, die nicht in der üblichen Zeit bis Sonntagabend ausgewertet werden konnten, beträgt mittlerweile 25.327 – eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Vorwoche. Ein erheblicher Anteil dieses Rückstaus kommt aus den Einsendungen von Freitag bis Sonntag. Die Positivrate bleibt mit 0,9 Prozent annähernd gleich.

Auch wenn die maximale kurzfristig verfügbare Testkapazität für die laufende Woche mit 1.064.000 PCR-Tests wöchentlich weiterhin auf sehr hohem Niveau bleibt, sieht der ALM e.V. die zunehmende Belastung der fachärztlichen Labore mit Auslastungen von 85 Prozent im Bundesdurchschnitt und Spitzenauslastungen von über 100 Prozent in einigen Bundesländern sehr kritisch: „Wir können diesen Druck aufs System nicht länger aushalten und unsere engagierten und seit Monaten an der Leistungsgrenze arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht weiter überlasten. Die Testanforderungen übersteigen in vielen Laboren bereits die rationierten Liefermengen an Reagenz- und Verbrauchsmaterialien. Sollten jetzt noch weitere regionale Ausbrüche hinzukommen, wird uns das in die Knie zwingen“, stellt Prof. Jan Kramer, Vorstand im ALM e.V., besorgt fest. „Es kann doch nicht sein, dass wir sehenden Auges auf eine Notsituation zusteuern. Bund und Länder sollten den Impuls aus der Gesundheitsministerkonferenz aufnehmen und unmittelbar reagieren!“

Statt alle Reiserückkehrer zu testen, sollten Bund und Länder jetzt gezieltere Teststrategien umsetzen. Noch viel konsequenter solle man zudem die Einhaltung der AHA-Regel (Abstand-Hygiene-Alltagsmaske) einfordern, so Kramer. Darüber hinaus müsse geklärt werden, welche Testungen in einer solch angespannten Situation Priorität hätten: „Weder die Ärzte in den Praxen noch wir Fachärzte in den Laboren wollen und dürfen Testaufträge priorisieren und ad hoc entscheiden, welche Tests dringlicher sind. Statt uns als Ärzteschaft in diese missliche Lage zu bringen, sollten insbesondere die Landesregierungen eine klare Priorisierung zur Entnahme der Tests vorgeben.“

Eine Lösung für die dramatische Situation hatte Prof. Christian Drosten ins Spiel gebracht. Der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité hatte vorgeschlagen, die Corona-Testung an den Flughäfen einzustellen. Statt zahlreiche symptomlose Reiserückkehrer zu testen sei es besser, sich vorerst auf Personen mit Covid-19-Symptomen zu konzentrieren. Auch die Mitglieder des ALM e.V. halten es für effektiver, effizienter und obendrein ressourcenschonend, die Nationale Teststrategie konsequent anzuwenden und zu fokussieren. Der ALM e.V. unterstützt die Empfehlung, Reiserückkehrer aus Risikogebieten zunächst in häusliche Quarantäne zu schicken und erst dann zu testen, wenn Symptome auftreten. „Wir brauchen nun ein klares Signal von der Politik“, fordert der gesamte ALM-Vorstand.

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Laboren leisten das Menschenmögliche, um die Tests so schnell wie möglich auszuwerten und die Ergebnisse zu übermitteln. Es ist jedoch außerordentlich belastend zu erleben, dass wir kaum noch hinterherkommen“, betont Dr. Michael Müller. Weder die Ressource Mensch noch die Materialien, die für eine PCR-Testung eingesetzt werden, stünden unbegrenzt zur Verfügung und seien beliebig ausbaubar.

Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM e.V., verweist auf einen weiteren Aspekt: „Die Covid-19-Diagnostik ist nicht nur hierzulande, sondern weltweit eine begrenztes Gut. Jeder Test, der hier nicht an der richtigen Stelle eingesetzt wird, ist verbraucht und kann anderswo fehlen – insbesondere wenn wir an den möglicherweise steigenden Testbedarf in den Herbst- und Wintermonaten denken.“ Die gerade in diesen Zeiten so wertvolle und für die Eindämmung der Pandemie unabdingbare Ressource Labordiagnostik sollte – so die Forderung der ALM-Vorstände – nicht anlasslos verschwendet werden: „Das sind wir dem Gesundheitssystem und der Gesellschaft schuldig!“

Ein Hinweis in eigener Sache: Um insbesondere Landrät*innen und Bürgermeister*innen sowie Entscheider*innen für die labordiagnostische Versorgung vor Ort einen besseren Überblick zu geben, haben wir die Informationsseite „Corona Diagnostik Insights“ mit Laborfinder sowie Zahlen, Daten und Fakten zur Covid-19-Labordiagnostik eingerichtet. Diese erreichen Sie unter

www.corona-diagnostik-insights.de

Darüber hinaus finden Sie hier auf unserer Homepage einen umfassenden Katalog an Fragen und Antworten zum Thema. Diesen aktualisieren wir regelmäßig. Bei weiteren Fragen freuen wir uns über Ihre schriftliche Anfrage an c.wanke@alm-ev.de.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die hier ermittelten Daten mit weiteren Daten am RKI zusammengeführt werden. Die daraus entstehenden Daten stellen das Gesamtbild über das Testgeschehen in Deutschland dar. Eine anderweitige Nutzung der Daten darf nur mit Hinweis auf die Erhebung des ALM e.V. als Quelle erfolgen!

Weitere Infos zum SARS-CoV-2 Virus und zu Covid-19 und zur aktuellen Lage finden Sie unter www.rki.dewww.bmg.bund.dewww.kbv.de

Über die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V.

ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland. Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzt*innen, rund 500 Naturwissenschaftler*innen und etwa 25.000 qualifizierten Mitarbeiter*innen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland.

Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).

Die Aus- und Weiterbildung des ärztlichen und technischen Personals ist ein wesentlicher Aspekt ihrer täglichen Arbeit, um langfristig die zuverlässige Versorgung von Millionen von Patienten sicherstellen zu können. Der Verein strebt eine kollegiale Zusammenarbeit mit der gemeinsamen Selbstverwaltung, den medizinischen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Vereinen an, um gemeinschaftlich die Zukunft der Labore in der medizinischen Diagnostik in Deutschland zu gestalten.

Pressekontakt

Geschäftsstelle

Akkreditierte Labore in der Medizin – ALM e.V.
HELIX HUB
Invalidenstraße 113
10115 Berlin

Telefon: 030 403 688 4000
E-Mail: kontakt@alm-ev.de
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